Shoot The Messenger!Soziale Netzwerke haben sich als feste Größe im Nachrichtengeschäft etabliert. Alle Welt ist jetzt Autor, Kurator, Mit-Teilender seines Glückes, denn das Medium fordert frohe Kunde.
Dem, der sich der 'Vermassung des Positiven' (Byung-Chul Han) entgegensetzt, der dem Negativen die Tür öffnet und Komplexität zulässt, droht im Netz der soziale Tod.
Ganz neu ist das mediale Primat des Positiven nicht, musste doch manch Überbringer schlechter Nachrichten in der Antike um sein ganz reales Leben bangen, was sich mitunter auch nachteilig für die Adressaten auswirkte. So soll Tigranes der Große durch allzu radikalen Umgang mit den Boten schlechter Kunde, zunächst den Zugang zur Information und in Folge dessen den Großteil seines Reiches eingebüßt haben.
Was aber wird der Preis für die erbarmungslose Positivität der digitalen ‘mediasphere’ sein?
Die Auswahl “Shoot the messenger” setzt sich mit der Ökonomie der Botschaft und dem Wandel ihrer Kanäle auseinander. Im Zentrum steht die Arbeit “Die andere Wange”, eine Installation aus zwei kreisenden Lautsprechern, die ihre traurige Botschaft physisch werden lassen.
Die "Fried Tapes" - frittierte Videokassetten - erzählen vom Ende einer Technologie, während es bei der "Stock Exchange of Visions" um Aufmerksamkeit als Währung geht.
Die andere Wange
'Die andere Wange' ist eine kinetische Klanginstallation über Schmerz und Vergeltung. In ihrer Erzählung eines schier endlosen Boxkampfes greifen mediale und mechanische Darstellung von Gewalt und Gegengewalt immerfort ineinander:
Zwei Lautsprecher kreisen gegenläufig im Raum. In der Mitte stoßen sie regelmäßig heftig zusammen. Auf den Aufprall hin beginnen sie abwechselnd zu wimmern. Das Geheul schwillt zu einem aggressiven Schrei an, den der jeweils nächste Aufprall abrupt beendet. | mixed media, Köln, 2015/2017 kinetic sound installation / physical sound / mounring
Eine Serie aus 9 spekulativen Skulpturen, die jeweils über ein technisches Detail (einen Schalter, eine Antenne oder Düse) und ein USB-Kabel verfügen. Das Kabel dient dabei einzig als Ständer. | Mixed media, Köln/Stuttgart, 2010/2011
connected things / speculative sculptures / non-interactive / universal serial bus
Stock Exchange of Visions
Die interaktive Installation und Internetseite bot Besuchern Zugang zu einer thematisch strukturierten Videodatenbank mit visianären Aussagen renomierter Wissenschaftler, Künstler, Designer und Zukunftsforscher, wie etwa Vandana Shiva, Joep van Lieshout, Bruce Mau and Richard Slaughter. Das System analysierte das Interesse für bestimmte Themen und stellte die Ergebnisse in einer Art Börsenästhetik dar.
Die Stock Exchange of Vision war erstmals in der Ausstellung »Les Yeux Ouverts«, die FABRICA 2006 im Centre Pompidou zeigte, zu sehen und reiste im Anschluss zur Triennale di Milano und ins Shanghai Art Museum. Die dazugehörige Internetseite wurde von FABRICA noch bis 2011 betrieben. interactive installation / video data base / fabrica / centre pompidou
VHS PerformanceVideodokumentation der Frittier-Performance | Stuttgart, 2007