Gregor Kuschmirz
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Shoot The Messenger!
Soziale Netzwerke haben sich als feste Größe im Nachrichtengeschäft etabliert. Alle Welt ist jetzt Autor, Kurator, Mit-Teilender seines Glückes, denn das Medium fordert frohe Kunde.

Dem, der sich der 'Vermassung des Positiven' (Byung-Chul Han) entgegensetzt, der dem Negativen die Tür öffnet und Komplexität zulässt, droht im Netz der soziale Tod.
Ganz neu ist das mediale Primat des Positiven nicht, musste doch manch Überbringer schlechter Nachrichten in der Antike um sein ganz reales Leben bangen, was sich mitunter auch nachteilig für die Adressaten auswirkte. So soll Tigranes der Große durch allzu radikalen Umgang mit den Boten schlechter Kunde, zunächst den Zugang zur Information und in Folge dessen den Großteil seines Reiches eingebüßt haben. Was aber wird der Preis für die erbarmungslose Positivität der digitalen ‘mediasphere’ sein?

Die Auswahl “Shoot the messenger” setzt sich mit der Ökonomie der Botschaft und dem Wandel ihrer Kanäle auseinander. Im Zentrum steht die Arbeit “Die andere Wange”, eine Installation aus zwei kreisenden Lautsprechern, die ihre traurige Botschaft physisch werden lassen. Die "Fried Tapes" - frittierte Videokassetten - erzählen vom Ende einer Technologie, während es bei der "Stock Exchange of Visions" um Aufmerksamkeit als Währung geht.


Die andere Wange


'Die andere Wange' ist eine kinetische Klanginstallation über Schmerz und Vergeltung. In ihrer Erzählung eines schier endlosen Boxkampfes greifen mediale und mechanische Darstellung von Gewalt und Gegengewalt immerfort ineinander: Zwei Lautsprecher kreisen gegenläufig im Raum. In der Mitte stoßen sie regelmäßig heftig zusammen. Auf den Aufprall hin beginnen sie abwechselnd zu wimmern. Das Geheul schwillt zu einem aggressiven Schrei an, den der jeweils nächste Aufprall abrupt beendet. | mixed media, Köln, 2015/2017
kinetic sound installation / physical sound / mounring



200 Fried Tapes


Die Serie ist das Resultat einer Performance, bei der Gregor Kuschmirz 200 VHS-Kassetten in Sonnenblumenöl frittierte. Ein ausgedientes Medium erzählt von seinem Ende, auch ohne Abspieltechnik. 199 Kassetten bewahren zudem den Anblick des Frittierens ihrer jeweiligen Vorgängerin – eine nie gesehene Dokumentation.

media bending performance / video home system / recorded deformation



USB-Series


Eine Serie aus 9 spekulativen Skulpturen, die jeweils über ein technisches Detail (einen Schalter, eine Antenne oder Düse) und ein USB-Kabel verfügen. Das Kabel dient dabei einzig als Ständer. | Mixed media, Köln/Stuttgart, 2010/2011
connected things / speculative sculptures / non-interactive / universal serial bus



Stock Exchange of Visions


Die interaktive Installation und Internetseite bot Besuchern Zugang zu einer thematisch strukturierten Videodatenbank mit visianären Aussagen renomierter Wissenschaftler, Künstler, Designer und Zukunftsforscher, wie etwa Vandana Shiva, Joep van Lieshout, Bruce Mau and Richard Slaughter. Das System analysierte das Interesse für bestimmte Themen und stellte die Ergebnisse in einer Art Börsenästhetik dar. Die Stock Exchange of Vision war erstmals in der Ausstellung »Les Yeux Ouverts«, die FABRICA 2006 im Centre Pompidou zeigte, zu sehen und reiste im Anschluss zur Triennale di Milano und ins Shanghai Art Museum. Die dazugehörige Internetseite wurde von FABRICA noch bis 2011 betrieben.
interactive installation / video data base / fabrica / centre pompidou



VHS Performance  Videodokumentation der Frittier-Performance | Stuttgart, 2007






Tatlin Race - Konzept


Ein großer Lautsprecher kreist auf Rollen im Raum. Es erschallen schrille Kinderstimmen, die ein Autorennen und quietschende Reifen imitieren. Auf den Lautsprecher ist ein Videoprojektor montiert. Er wirft das Bild einer 3D-Animation an die Wand, das eine endlose Aufwärtsfahrt in der spiralförmigen Rampe eines Parkhauses aus Fahrerperspektive zeigt.

vladimir tatlin / multimedia-based narration / kinetic installation



Cellphone Voyages


Mit dem Ziel unsere Beziehung zu unseren Mobiltelefonen zu untersuchen, wurde eine Kiste mit einigen Telefonen an Orte von touristischem Interesse gebracht, wie etwa zum Heldenplatz in Wien, der Rambla in Barcelona oder einem Pub in Dublin. Die Besitzer der Geräte wurden gebeten ihre Geräte an einem vereinbarten Zeitpunkt anzurufen. Die Anrufe wurden in Stille angenommen, so dass die Anrufer gemeinsam dem aktuellen Aufenthaltsort ihrer Telefone lauschen konnten. | Barcelona/Basel/Dublin/Kassel/Stuttgart/Venedig/Wien, 2007

alternative vacations / digital detox / externalized identity



Die andere Wange  Videodokumentation des ersten Aufbaus | Köln, 2017


HYPERPUBLIC

Die Auswahl “HYPERPUBLIC” stellt Arbeiten, die sich mit Öffentlichkeit behandeln, in einen Zusammenhang. Im Zentrum steht die “Schüchterne Kamera”.
Location based Identity

Die Auswahl “Location based Identities” fasst Arbeiten zusammen, die Orte, deren Eingrenzung und ihre identitätsstiftende Wirkung behandeln.
Shopping is for poor people.

Die Werke in “Shopping is for poor people” handeln auf unterschiedliche Weise vom Konsum.
Rare Window

Rare Window stellt Videoarbeiten aus den Jahren 2003 bis 2017 in einen ästhetischen Zusammenhang.